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The Edible City of Andernach: Addressing the Problems of Industrial Agriculture in a Post-Political Society

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The extent to which modern agriculture shapes every aspect of our society often goes unrecognized. Our agricultural methods lie at the heart of how society organizes itself and as a result are entwined with some of the biggest problems facing society, most notably the existential threat of climate change. This paper will proceed in three parts. The first outlines the problems of industrial agriculture and hopefully motivates the need for social movements to address this problem. The second short part suggests the value of urban agriculture in addressing these problems. The third and primary part considers our research of the edible city of Andernach in relation to the theoretical notion of the post-politicisation of society. The primary concern is over the effectiveness of non-agonistic, institutionally led, top down urban agriculture such as the city of Andernach, and what role they can play in addressing the problems of industrial agriculture. Weiterlesen

Die wahrscheinlich größten Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, sind umweltpolitischer Natur. Die Zerstörung der Planetenoberfläche hat zum Teil Ausmaße angenommen, die es vielen Menschen schwer machen, blind dem Status quo zu applaudieren. Luft- und Wasserverschmutzung, der menschliche Beitrag zum Klimawandel durch Treibhausgasemissionen, Entwaldung, industrielle Landwirtschaft und ein steigender Energiehunger der wachsenden Weltgesellschaft bzw. der sie versorgenden fragilen Infrastruktur, all dies sind Aspekte, die viele Menschen nicht mehr ignorieren wollen oder können. Besonders kulminieren diese Effekte natürlich in Städten, welche  naturgemäß durch ihre Populations- eine vergleichsweise hohe Konsumptions- und Emissionsdichte aufweisen. Wenn man bedenkt, dass bis 2050 66% der Weltbevölkerung in Städten leben werden,[i] ergibt es augenscheinlich Sinn, hier einzugreifen und Strukturen zu verändern. Dies sollte idealerweise an mehreren Fronten geschehen: durch klassischen politischen Aktivismus sowie auch lifestyle politics oder prefigurative politics. Dieses Essay widmet sich dem letzten Punkt, um die Kriterien von prefigurative politics auf ein alternatives Stadtprojekt in Deutschland anzuwenden: die Essbare Stadt Andernach. Im Vorfeld ist bereits ein wissenschaftliches Video dazu entstanden, welches den Forschungsprozess und den Besuch der Stadt auf der Suche nach Antworten widerspiegelt. Weiterlesen

„Das nimmt uns halt niemand ab“

Engagement gegen „Rechts“ in Dortmund

Die politische Rechte hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Sie war zwar stets präsent, aber erst mit den parlamentarischen Erfolgen und neueren Erscheinungsformen in Europa und Nordamerika, rückte sie auch in breiteren Teilen der Gesellschaft in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. In Deutschland waren es zu Beginn beispielsweise die Proteste von Pegida oder die Aktionen der Identitären Bewegung. Mit der Bundestagswahl im September 2017 hat sich gezeigt, dass auch in Deutschland eine rechtspopulistische Partei den zweistelligen Einzug in den Bundestag schaffen kann, die in einem Bundesland sogar als stärkste Kraft hervorgegangen ist. In ganz Europa, so scheint es, werden rechte und rechtspopulistische Thesen wieder salonfähig.

Allerdings gerät dabei leicht aus dem Blick, dass Rechte in Deutschland auch schon vor Pegida und AfD Wirkmächtigkeit erlangen konnten. In Dortmund zum Beispiel, einer Hochburg des Neonazismus auch über NRW hinaus, gibt es eine organisierte rechte Szene, deren Kontinuitäten bis in die 1980er Jahre reichen. Auch ganz ohne „Metapolitik“, um eines der Schlagworte in der Neuen Rechten zu bedienen, gelang es hier Neonazis, sich festzusetzen und ihre Vorstellungen in Teilen zu verwirklichen. Im Zeitraum zwischen den Jahren 2000 und 2005 ermordeten Neonazis in Dortmund fünf Menschen. Mit Bezug auf den Stadtteil Dortmund-Dorstfeld schwärmen sie von einem angeblichen „Nazikiez“. Auch mit Organisationsverboten war der Szene nicht auf Dauer beizukommen.

Gleichzeitig findet sich in Dortmund eine Vielzahl an unterschiedlichen Akteur*innen, die sich gegen die rechte Szene engagieren. Ebenso zahlreich wie die Organisationen sind ihre Aktionsformen, ihre Analysen und Perspektiven auf die politische Rechte aber auch auf die eigene Tätigkeit. Diesen Umstand haben wir zum Anlass genommen, uns näher mit dem Engagement gegen „Rechts“ in Dortmund zu beschäftigen. Um einen möglichst breiten Eindruck zu gewinnen, führten wir daher problemzentrierte Interviews mit Vertreter*innen unterschiedlicher Gruppen sowie Aktionsformen durch. Wir wollten wissen, ob sich das Engagement gegen „Rechts“ von anderen Formen zivilgesellschaftlichen Engagements unterscheidet und verglichen daher unsere Ergebnisse mit bereits gewonnenen Erkenntnissen aus der Forschung. Unser Fokus lag dabei auf den Faktoren, die Engagement gegen „Rechts“ beeinflussen. Warum haben die Befragten begonnen, sich in Dortmund gegen Rechts zu engagieren? Warum tun sie das heute immer noch, nicht mehr oder anders?

Im folgenden Abschnitt Der Dortmunder Kontext versuchen wir zunächst, die Bedingungen zu umreißen, unter denen Engagement gegen „Rechts“ in Dortmund stattfindet. Dafür geben wir eine grobe Übersicht über die rechte Szene in Dortmund und ihre Entwicklung einerseits und eine ebenso grobe Übersicht über die verschiedenen Akteur*innen, die sich in der Stadt gegen „Rechts“ engagieren. Hier finden sich auch Erläuterungen zu unseren Interviewpartner*innen und ihren Engagementformen. Der Abschnitt Was sagt die Forschung? gibt einen kurzen Überblick über die Untersuchungen zu politischem Engagement, die wir herangezogen haben, um sie mit unseren Interviews zu vergleichen und eventuelle Spezifika des Engagements gegen Rechts herauszuarbeiten. Es folgt der vierte Abschnitt Untersuchungsergebnisse zu Faktoren…, der die Ergebnisse unserer Interviews behandelt. Dieser ist in drei kleine aufgeteilt. Sie beschäftigen sich jeweils mit den Faktoren, die für den Beginn des Engagements gegen „Rechts“ relevant waren, mit den Faktoren, die seine Aufrechterhaltung fördern und zuletzt mit Gründen, das eigene Engagement zu beenden oder zu ändern. Im Abschnitt Verbesserungsvorschläge wenden wir uns den Ideen unserer Interviewpartner*innen bezüglich der Frage, wie Engagement gegen „Rechts“ in Dortmund gefördert werden könnte, zu und zuletzt ziehen wir ein Fazit, in dem wir auszuwerten versuchen, ob und falls ja, welche Unterschiede es zum politischen Engagement allgemein gibt.

Zu beachten ist dabei, dass unsere Ergebnisse natürlich nur einen geringen Teil des breiten Spektrums der verschiedenen Akteur*innen im Engagement gegen „Rechts“ in Dortmund abbilden. Zusätzlich stellen unsere Befragten auch erstmal nur einzelne Stimmen innerhalb der von ihnen gewählten Engagementform dar. Außerdem ergeben sich mögliche Verzerrungen dadurch, dass unsere Interviewpartner*innen überwiegend männlich und mit einer Altersspannweite von 19 bis 29 Jahren auch verhältnismäßig jung waren.


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Engagement für Geflüchtete in Bochum – Mehr als die Summe seiner Teile? Eine Netzwerkperspektive

„Bochum hilft“ heißt es auf der Internetpräsenz der Koordinierungsstelle für Flüchtlingshilfe der Stadt Bochum, und: „Bochum ist eine Stadt, in der Hilfsbereitschaft und Solidarität groß geschrieben werden“. Was genau versteckt sich hinter dieser Aussage? Ist die ganze Stadt mobilisiert, engagieren sich alle 369.314 Einwohner Bochums (vgl. Presseamt der Stadt Bochum) mit Herzblut für die Belange der Geflüchteten?

Nein. Dennoch engagieren sich mehr als „50 Organisationen, Vereine oder Netzwerke“ (Koordinierungsstelle Bochum) in Bochum für geflüchtete Menschen und präsentieren eine Vielzahl von Aktivitäten und Angeboten, die das Leben der zurzeit 4.261 Geflüchteten in der Stadt verbessern sollen (vgl. Presseamt der Stadt Bochum). Diesen mehr als 50 einzelnen Gruppen werden sich bestimmt eine große Anzahl engagierter Menschen zugehörig fühlen, dennoch kann man wohl kaum davon sprechen, dass „Bochum hilft“. Warum also wird hier von Bochum gesprochen und nicht nur von einem Teil seiner engagierten Bevölkerung? Wahrscheinlich handelt es sich bei diesen Formulierungen nur um rein rhetorische Mittel um den Lesern eine gewünschte Situation zu suggerieren und den Standpunkt der Stadtverwaltung darzustellen. Was aber, wenn diese Phrasen ein Fünkchen Wahrheit innehaben? Heißt es nicht, das Ganze sei mehr als die Summe seiner Teile? Weiterlesen

Gastbeitrag: Engagement in der Geflüchtetenarbeit in Oberhausen

In diesem Blog-Eintrag möchte ich gerne etwas über die unterschiedlichen Akteure innerhalb der Geflüchtetenarbeit in Oberhausen (für eine Übersicht über die Akteure in Bochum vgl. Beitrag zur Netzwerkperspektive) berichten sowie die einzelnen Engagementbereiche näher beleuchten.

Seit Oktober 2016 arbeite ich im Kommunalen Integrationszentrum (KI) der Stadt Oberhausen. Im Rahmen des Programmes des Landes Nordrhein-Westfalen „KOMM-AN NRW“ zur Förderung der Integration von Geflüchteten in den Kommunen und zur Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements in der Geflüchtetenarbeit umfassen meine Tätigkeiten insbesondere die Koordinierung, Vernetzung und Qualifizierung im Bereich der Integration, insbesondere der Geflüchtetenarbeit entlang einer Integrationskette. Dabei wird das freiwillige Engagement ausdrücklich einbezogen. Zuvor konnte ich bereits als freie Mitarbeiterin im KI die Entwicklungen und strukturellen Prozesse in der Geflüchtetenarbeit seit April 2015 beobachten.

In der Stadt Oberhausen sind neben der städtischen Verwaltung und vielen hauptamtlichen Akteuren und Wohlfahrtsverbänden auch viele OberhausenerInnen freiwillig in der Geflüchtetenarbeit aktiv. Hierbei lässt sich feststellen, dass die freiwillige Geflüchtetenarbeit ein heterogenes Feld ist und die einzelnen Initiativen unterschiedliche Organisationsstrukturen aufweisen. Zum einen gibt es Geflüchteteninitiativen, die bereits seit den 90er Jahren aktiv sind und welche, die sich erst 2011 zu Beginn des Bürgerkrieges in Syrien oder im Zuge der Ereignisse im Sommers 2015 gebildet haben. Weiterlesen

Die politische Dimension des Engagements

Der Ausgangspunkt unseres Interesses am Thema „Engagement in der Geflüchtetenhilfe“ lag ursprünglich darin, Menschen zu untersuchen, die sich für die politische Partizipation von Geflüchteten engagieren. Als wir begonnen haben unser Datenmaterial in Form von sechs qualitativen Interviews mit Engagierten der Ruhrregion auf dieser Grundlage auszuwerten, veränderte sich jedoch unser Forschungsinteresse.

Wir mussten feststellen, dass sich nicht nur die Definition von dem was „Engagement im Bereich politische Partizipation von Geflüchteten“ war zwischen den Befragten stark unterschied, sondern auch die eindeutige Verortung der Engagierten in diesem Bereich schwierig war. So kamen wir zu dem unerwarteten Schluss, nicht das Engagement für die politische Beteiligung (von Geflüchteten) zu untersuchen, sondern das Engagement der Freiwilligen, als Form der individuellen politischen Beteiligung, beziehungsweise Partizipation (die Begriffe „Partizipation“ und „Beteiligung“ werden im Folgenden Synonym verwendet). Unser Forschungsinteresse bezieht sich also auf die politische Dimension des zivilgesellschaftlichen Engagements. Folgende Abschnitte sollen den – unseren Kriterien zufolge – politischen Charakter des Engagements skizzieren. Weiterlesen