Projekte: Lokales Engagement in der Geflüchtetenhilfe in europäischen Zusammenhängen
Link zu den Videos: https://oc-video.ruhr-uni-bochum.de/engage/ui/index.html?e=1&p=1&epFrom=b1a54262-3684-403f-9731-8e77c3766f9a
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Die politische Rechte hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Sie war zwar stets präsent, aber erst mit den parlamentarischen Erfolgen und neueren Erscheinungsformen in Europa und Nordamerika, rückte sie auch in breiteren Teilen der Gesellschaft in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. In Deutschland waren es zu Beginn beispielsweise die Proteste von Pegida oder die Aktionen der Identitären Bewegung. Mit der Bundestagswahl im September 2017 hat sich gezeigt, dass auch in Deutschland eine rechtspopulistische Partei den zweistelligen Einzug in den Bundestag schaffen kann, die in einem Bundesland sogar als stärkste Kraft hervorgegangen ist. In ganz Europa, so scheint es, werden rechte und rechtspopulistische Thesen wieder salonfähig.
Allerdings gerät dabei leicht aus dem Blick, dass Rechte in Deutschland auch schon vor Pegida und AfD Wirkmächtigkeit erlangen konnten. In Dortmund zum Beispiel, einer Hochburg des Neonazismus auch über NRW hinaus, gibt es eine organisierte rechte Szene, deren Kontinuitäten bis in die 1980er Jahre reichen. Auch ganz ohne „Metapolitik“, um eines der Schlagworte in der Neuen Rechten zu bedienen, gelang es hier Neonazis, sich festzusetzen und ihre Vorstellungen in Teilen zu verwirklichen. Im Zeitraum zwischen den Jahren 2000 und 2005 ermordeten Neonazis in Dortmund fünf Menschen. Mit Bezug auf den Stadtteil Dortmund-Dorstfeld schwärmen sie von einem angeblichen „Nazikiez“. Auch mit Organisationsverboten war der Szene nicht auf Dauer beizukommen.
Gleichzeitig findet sich in Dortmund eine Vielzahl an unterschiedlichen Akteur*innen, die sich gegen die rechte Szene engagieren. Ebenso zahlreich wie die Organisationen sind ihre Aktionsformen, ihre Analysen und Perspektiven auf die politische Rechte aber auch auf die eigene Tätigkeit. Diesen Umstand haben wir zum Anlass genommen, uns näher mit dem Engagement gegen „Rechts“ in Dortmund zu beschäftigen. Um einen möglichst breiten Eindruck zu gewinnen, führten wir daher problemzentrierte Interviews mit Vertreter*innen unterschiedlicher Gruppen sowie Aktionsformen durch. Wir wollten wissen, ob sich das Engagement gegen „Rechts“ von anderen Formen zivilgesellschaftlichen Engagements unterscheidet und verglichen daher unsere Ergebnisse mit bereits gewonnenen Erkenntnissen aus der Forschung. Unser Fokus lag dabei auf den Faktoren, die Engagement gegen „Rechts“ beeinflussen. Warum haben die Befragten begonnen, sich in Dortmund gegen Rechts zu engagieren? Warum tun sie das heute immer noch, nicht mehr oder anders?
Im folgenden Abschnitt Der Dortmunder Kontext versuchen wir zunächst, die Bedingungen zu umreißen, unter denen Engagement gegen „Rechts“ in Dortmund stattfindet. Dafür geben wir eine grobe Übersicht über die rechte Szene in Dortmund und ihre Entwicklung einerseits und eine ebenso grobe Übersicht über die verschiedenen Akteur*innen, die sich in der Stadt gegen „Rechts“ engagieren. Hier finden sich auch Erläuterungen zu unseren Interviewpartner*innen und ihren Engagementformen. Der Abschnitt Was sagt die Forschung? gibt einen kurzen Überblick über die Untersuchungen zu politischem Engagement, die wir herangezogen haben, um sie mit unseren Interviews zu vergleichen und eventuelle Spezifika des Engagements gegen Rechts herauszuarbeiten. Es folgt der vierte Abschnitt Untersuchungsergebnisse zu Faktoren…, der die Ergebnisse unserer Interviews behandelt. Dieser ist in drei kleine aufgeteilt. Sie beschäftigen sich jeweils mit den Faktoren, die für den Beginn des Engagements gegen „Rechts“ relevant waren, mit den Faktoren, die seine Aufrechterhaltung fördern und zuletzt mit Gründen, das eigene Engagement zu beenden oder zu ändern. Im Abschnitt Verbesserungsvorschläge wenden wir uns den Ideen unserer Interviewpartner*innen bezüglich der Frage, wie Engagement gegen „Rechts“ in Dortmund gefördert werden könnte, zu und zuletzt ziehen wir ein Fazit, in dem wir auszuwerten versuchen, ob und falls ja, welche Unterschiede es zum politischen Engagement allgemein gibt.
Zu beachten ist dabei, dass unsere Ergebnisse natürlich nur einen geringen Teil des breiten Spektrums der verschiedenen Akteur*innen im Engagement gegen „Rechts“ in Dortmund abbilden. Zusätzlich stellen unsere Befragten auch erstmal nur einzelne Stimmen innerhalb der von ihnen gewählten Engagementform dar. Außerdem ergeben sich mögliche Verzerrungen dadurch, dass unsere Interviewpartner*innen überwiegend männlich und mit einer Altersspannweite von 19 bis 29 Jahren auch verhältnismäßig jung waren.
Wie kaum ein anderes Thema hat die sogenannte Flüchtlingssituation die öffentliche Diskussion seit dem Sommer 2015 bestimmt. Kaum ein anderes Thema wurde und wird so vielfältig und facettenreich diskutiert, und kaum ein anderes Thema hat so stark polarisiert. Ich habe das Thema Bedrohungsszenario Flüchtlingskrise gewählt, nicht, weil ich die Zuwanderung von Menschen als bedrohlich empfinde, sondern weil schon klar geworden ist, dass viele in Deutschland und Europa lebende Menschen dies so sehen. Und ganz bewusst ziele ich auch auf den Begriff der „Flüchtlingskrise“ ab, der in den Debatten ja immer wieder zwecks Zusammenfassung und Zuspitzung genannt wird, denn ich sehe genau darin, also in der Art und Weise, wie wir diesen gesellschaftlichen Prozess benennen, einen wesentlichen Faktor, der zum subjektiven und kollektiven Empfinden der momentanen Situation als Bedrohung beiträgt.
Bürgerschaftliches Engagement zählt als grundlegend für die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen und als Motor für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. So ist es kaum verwunderlich, dass dem Engagement in der Flüchtlingshilfe zunehmende Aufmerksamkeit gewidmet wird (vgl. Aumüller et al. 2015; Biesenkamp und Daphi 2015; Fleischmann 2016; Hamann et al. 2016; Han-Broich 2015; Netzwerk Flüchtlingsforschung; Speth und Becker 2016). Weiterlesen
Die kontroverse Diskussion, wie Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen zusammen in Deutschland leben können, ist bis heute in vollem Gange. Dabei verteilen sich die verschiedenen Argumente und Forderungen zwischen den beiden Gegensatzpolen Multikulturalismus und Leitkultur. Hinter den beiden Begriffen verbergen sich divergente Vorstellungen, wie sich dieses Zusammenleben gestalten soll (vgl. Ohlert 2014: 577).
Der Ausdruck Multikulturalismus stammt ursprünglich aus Kanada, wird in den 1980er Jahren in die deutsche Debatte eingeführt und zielt „auf die Umwandlung der nationalen Fundierung des Staates in die Offenheit einer postnationalen Weltbürgerrepublik“ (ebd.). Dabei soll es zu einem Neben- und Miteinander unterschiedlicher Kulturen innerhalb einer Gesellschaft kommen und gleichzeitig soll sich die Politik bemühen, die verschiedenen kulturellen Identitäten anzuerkennen und zu beachten (vgl. Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung 2014). Weiterlesen
In vielen Ländern zwangen fortwährend Kriege, Glaubenskonflikte, Hungersnöte, politische Missstände und soziale Perspektivlosigkeit, Menschen ihre Heimat zu verlassen. Das führt weltweit zur Zunahme von Migrations- und Fluchtbewegungen. Im Jahr 2011 lag der Anteil der Mitbürger mit einem Migrationshintergrund bei 80,3 Millionen Bevölkerung bei 19 Prozent. 2013 waren es schon 20,5% der Gesamtbevölkerung. Von Geflüchteten kamen im Jahr 2014 23% aus Syrien, 10% aus Serbien und 8% aus Eritrea Im Januar 2015 stammten 24,6% der Personen mit Fluchthintergrund aus Syrien, 14% aus dem Kosovo und 9.4% aus Serbien (vgl. DOMID).
2015 wanderten darüber 1,1 Millionen Geflüchtete ein (vgl. Welt 2016), von denen NRW 21,2 % aufgenommen hat (vgl. Der Westen 2016). Im Vergleich zu anderen Ländern wie der Türkei bietet Deutschland sehr wenigen Menschen Asyl an (vgl. DOMID). Insbesondere nach der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 hat Deutschland nun akuten Bedarf, Veränderungen und Anpassungen in allen Bereichen der Gesellschaft und der Politik vorzunehmen. Bürgerschaftliches Engagement zählt dabei als ein wichtiges Instrument, aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen und einen zentralen Beitrag für die Integration von neuangekommenen Personen zu leisten. Weiterlesen