Verpackungswahnsinn – verpackte Gurken und Coffee to go
Im Jahr 2016 produzierte jede_r Deutsche_r im Durchschnitt 462 kg Müll (Statistisches Bundesamt, 2016). Diese Zahl ist nicht verwunderlich, wenn man sich im Supermarkt seinen Einkauf mal genauer ansieht und dort selbst das Gemüse kaum noch ohne Verpackung erhältlich ist. Doch nicht nur im Supermarkt wird man von einer Flut aus Verpackungen überschwemmt. Viele Verhaltensweisen sind in unseren Alltag längst integriert und selbstverständlich geworden. Bei einer Party mit Freunden gibt es praktischerweise Pappteller und Plastikbesteck, das Paket aus dem Internet kommt im Karton mit doppelter Luftpolsterfolie, der morgendliche Kaffee wird aus einem to go Becher getrunken und Seife, Shampoo, Schminke und Co. stehen in allen Variationen und Farben in den Regalen.
Oft fallen Stichwörter, wie Konsum-, oder Wegwerfgesellschaft und angesichts des Pro-Kopf Müllaufkommens, scheinen diese Worte auch zuzutreffen. In Deutschland werden pro Jahr 6,7 Millionen Tonnen alleine an Lebensmittel weggeschmissen (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft).
Die Entwicklung dieser Konsum-, und Wegwerfmentalität ist allerdings eine vergleichsweise neue Errungenschaft unserer gegenwärtigen Dienstleistungsgesellschaft. Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Menschen noch überwiegend Selbstversorger_Innen und produzierten nur so viel, wie sie auch konsumierten. Mit der Industrialisierung und der damit verbundenen Verlagerung des Wohnortes in die Städte, änderte sich die Lebensweise der Menschen grundlegend. Es kam zum Übergang von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft. Die Produktion von Nahrung und Gütern wurde aus den Haushalten in die Betriebe verlagert und es entstand die Erwerbsarbeit. Technologischer Fortschritt, wachsende Produktivität und Globalisierung brachten ebenfalls steigenden Wohlstand mit sich und der Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft war vollzogen (Bundeszentrale für politische Bildung, 2010). Während bis Ende des 19. Jahrhunderts die Lebensmittel noch selber angebaut wurden, eröffnete im Jahre 1957 bereits der erste Supermarkt in Deutschland. Nahrung, Kleidung, Freizeit, Genussmittel etc. werden heute dank steigender Massenkaufkraft im Überfluss konsumiert. Probleme, die diese Entwicklung mit sich bringen, sind unter anderem Verschwendung, Rohstoff-, und Ressourcenknappheit, Umweltverschmutzung und soziale Ungerechtigkeit. Immer wieder tauchen diese Themen in der Politik und der Gesellschaft auf. Doch wie sehen die Möglichkeiten der_s Einzelnen aus, sich eine alternative Lebensweise, ohne Massenkonsum und Verpackungswahnsinn, zu gestalten?
Selbsttransformation – Zero Waste: ein Leben ohne Müll
Wer die Welt verändern will, muss bei sich selbst anfangen. In diesem Zusammenhang bedeutet Selbsttransformation, sein Verhalten oder seine Lebensweise so zu verändern, dass diese, der subjektiven Vorstellung einer idealen Gesellschaft entsprechen. Selbsttransformation ist insofern vom politischen Konsum zu unterscheiden, als das es der Person nicht in erster Linie darum geht, durch ihr Verhalten oder durch bestimmte Aktionen, ihrer Meinung in Bezug auf die Politik Ausdruck zu verleihen und somit eine Veränderung zu bewirken (Baringhorst, 2012). Viel mehr findet die Selbsttransformation auf persönlicher Ebene statt und es geht erst einmal nur darum, das eigene Verhalten einer Ideologie anzupassen (Schatzki, Theodore R., 2001). Nicht selten entwickelt sich aus einer anfangs kleinen Gruppe von Menschen, dann eine große Bewegung und führt so schließlich zu weitreichenden Veränderungen, auch in der Politik. Zero Waste lässt sich längst nicht mehr als eine kleine Bewegung definieren. Im Internet finden sich unzählige Blogs, Youtube Videos, Zeitungsartikel oder Facebook-Gruppen, in denen Menschen von ihrem Alltag mit Zero Waste berichten und sich gegenseitig motivieren, Lösungen zur Müllvermeidung zu finden.
Was genau ist denn eigentlich Zero Waste? Und wie lebe ich Zero Waste? Wer Zero Waste lebt, möchte im Allgemeinen der Konsum-, und Wegwerfmentalität unserer Gesellschaft entfliehen. Wichtig hierbei ist, dass nicht mehr konsumiert wird, als letzten Endes auch verbraucht wird. Zero Waste geht also mit einem gewissen Grad an Minimalismus einher, da auf Massenkonsum verzichtet wird. Des Weiteren wird versucht, möglichst umweltfreundlich zu leben und so wenig Müll wie möglich, bis gar keinen Müll zu produzieren. Keinen Müll zu produzieren, für die meisten Menschen kaum vorstellbar. So gut wie alles, ist auf irgendeine Weise von Verpackungen umhüllt und es macht den Anschein als könnte man, bei dem Vorhaben auf Müll zu verzichten, kaum noch etwas einkaufen. Bestimmt hat jeder schon einmal ein Produkt in der Hand gehabt und sich darüber gewundert, warum dieses unnötiger Weise mehrfach und überdimensional verpackt ist. Keinen Müll produzieren das funktioniert doch niemals! Aber zahlreiche Zero Waste Angehörige beweisen das Gegenteil. Bilder von gerade einmal einem kleinen Einmachglas voll Müll, welcher sich innerhalb eines Jahres in einem zwei Personen Haushalt ansammelte, lassen erstaunen. Auch zum Thema Lebensmittelverschwendung findet man im Internet viele hilfreiche Tipps. Wichtige Faktoren zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung sind vor allem das vorausschauende Planen des Einkaufs, das Einkaufen nach Bedarf, richtige Lagersituation der Lebensmittel und Resteverwertung. Zero Waste beginnt mit der Reflexion und der Frage darüber, ob wir wirklich so viele Produkte und Verpackungen benötigen und warum die Menschen in den letzten 60 Jahren, einen so starken Konsumtrieb entwickelt haben. Das heutzutage, als normal angesehene, Einkaufsverhalten wird beim Zero Waste grundlegend überdacht und neu organisiert, hierbei sind oft kreative Tricks und Durchhaltevermögen nötig. Es zeigt sich, das Thema Zero Waste ist sehr komplex und dringt in alle Facetten des alltäglichen Lebens ein. Es ist mehr als einfach nur mal eine Mehrweg-Einkaufstüte benutzen. Es ist ein Lebensstil, der darauf abzielt, seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern.
Der folgende Beitrag soll nun umfassende Hintergrundinformationen über die Zero Waste Bewegung als Form des bürgerschaftlichen Engagements vermitteln. Besonders spannend an dieser Forschung ist, dass zusätzlich zur üblichen Forschungsmethode, welche in Form von qualitativen Interviews stattgefunden hat, ein Selbstexperiment durchgeführt wurde. Das Selbstexperiment sollte dazu dienen zum einen, den Prozess einer solchen Veränderung der Lebensgewohnheiten selbst zu erleben, sowie einen anderen Blickwinkel auf den Forschungsgegenstand zu erhalten. Die Idee ist es, Daten aus erster Hand zu gewinnen und dadurch vor allem emotionale Erfahrungen besser nachvollziehen zu können. Für das Selbstexperiment wurde ein Tagebuch geführt, in dem in regelmäßigen Abständen das eigene Verhalten sowie Erfahrungen mit Zero Waste intensiv reflektiert und notiert wurden. Zusätzlich wurden im Zeitraum von August bis Oktober vier qualitative Interviews geführt. Hierfür befragten wir eine Inhaberin eines Unverpackt Ladens im Ruhrgebiet, sowie drei Personen, welche seit unterschiedlichen Zeiträumen selbst Zero Waste in ihrem Alltag leben. Zentrale Fragen der Interviews waren die Motive der Praktizierenden, ihre eigenen Lerneffekte, der konkrete Aufwand der im Alltag entsteht, die Reaktionen aus ihrem sozialen Umfeld sowie ihr persönlicher Appell an die Politik.
Der Text gliedert sich im weiteren Verlauf in vier Teile. Im Kapitel A. Zero Waste als Form prefigurativer Politik, soll Zero Waste als bürgerschaftliches Engagement im Hinblick auf prefigurative politics und politischem Konsum näher erläutert werden. Hierzu werden zum einen die Motivationen und Gesellschaftlichen Ziele hervorgehoben sowie Methoden zur Erreichung solcher Ziele. Im nächsten Kapitel B. Das Selbstexperiment als innovative Forschungsmethode werden die Besonderheiten der Forschungsmethode des Selbstexperimentes hervorgehoben. Diese lassen sich vor allem auf die neue Forschungssituation zurückführen, in der man als Forscher_In innerhalb des Selbstexperimentes zugleich die Rolle der_s Erforschten annimmt. Das darauffolgende Kapitel C. stellt insbesondere den Prozess des Selbstexperimentes dar, welcher sich in mehrere Phasen einteilen lässt und einen ersten Einblick in die Herausforderungen und Anforderungen einer solchen Forschungsmethode gibt. Im vierten Teil D. Talking about Zero Waste werden die Erkenntnisse aus den Interviews dargestellt. Hier wurde sich vor allem mit der Motivation, dem Aufwand sowie Kosten und den Reaktionen aus dem Umfeld beschäftigt. Im Fazit soll dann unter anderem ein Ausblick gegeben werden, welchen eventuellen Einfluss ein Selbstexperiment, auf die in einem solchen Setting gemachten Erfahrungen hat und inwiefern nachhaltige Veränderungen nach Abschluss des Projektes ersichtlich sind. Wichtig hierbei ist die Reflektion des gesamten Forschungszeitraumes im Hinblick auf die persönliche Entwicklung und Einflüsse auf den Alltag. Außerdem möchten wir zudem das Selbstexperiments aus dem Blickwinkel, der von uns gemachten Erfahrungen mit dieser Forschungsmethode bewerten und dabei auf die Hilfreichen Aspekte sowie die möglichen Probleme dieser eingehen. Abschließend findet sich zusätzlich ein Kapitel mit dem Namen „Zero Waste „massenfähig“ machen, geht’s das?“, in dem wir uns mit den Fragen beschäftigt haben, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, dass Personen den eigenen Lebensstil wirklich völlig umkrempeln und wie stark die Veränderung sein bzw. vom gewohnten Lebensstil abweichen darf. Hier wird vor allem auf die Schwierigkeiten im Zero Waste Alltag aufmerksam gemacht und die momentane Lage der Politik und Industrie dazu dargestellt. Aus den Interviews gingen zu diesem Thema einige interessante Vorschläge und Ansichten hervor.
Was steckt hinter der Bewegung – Zero Waste als Form prefigurativer Politik?
Hinter der Bewegung Zero Waste steckt weitaus mehr als bloß die Umstellung des Einkaufs oder der Verzicht auf Verpackungen und Plastik. Die Art und Weise Zero Waste zu praktizieren, kann ganz unterschiedlich aussehen und jede_r Anhänger_In dieses Lebensstils kann individuell entscheiden, wie konsequent gewisse Praktiken und Verhaltensweisen in den Alltag übernommen werden. Um die Bewegung in einen gesellschaftlichen Kontext einordnen zu können, sind vor allem die Beweggründe und die Motivation, sich einer solchen Bewegung anzuschließen, von besonderer Relevanz. Um diese Thematik kontextualisieren zu können, ist zunächst aber die Klärung einiger Begrifflichkeiten notwendig.
Wenn von sozialen Bewegung oder gemeinnützigem Handeln die Rede ist, spricht man häufig von politischem Konsum oder auch „prefigurative politics“. Dieser Begriff stammt ursprünglich aus der englischen Literatur und wird im deutschsprachigen Raum „prefigurative Politik(en)“ oder einfach „Prefiguration“ genannt, wobei es allerdings an einer eindeutigen Übersetzung dieses Begriffs fehlt. Im weiteren Verlauf des Essays werden wir lediglich den deutschen Ausdruck verwenden, um eine gewisse Einheitlichkeit zu wahren. Generell ist die Bedeutung von prefigurativer Politik in Deutschland wenig verbreitet und es lässt sich somit keine Einigkeit über das Vokabular dieses Phänomens kennzeichnen.
Wenn man nun einen Blick in die Politikwissenschaften wirft, dann lässt sich schnell feststellen, dass es diverse Arten von politischer Beteiligung gibt. Dabei stellt sich häufig die Frage, wie politische Beteiligung auszusehen hat und in welchem Maße Akteure der Gesellschaft überhaupt Einfluss nehmen können auf die politischen Umstände. Dafür gibt es zunächst zwei Ansätze, die politische Beteiligung kennzeichnen können. Zum einen kann sich politische Beteiligung innerhalb von organisierten Gemeinschaften wie zum Beispiel sozialen Institutionen zeigen, die eine Veränderung des Systems durch politische Reformen anstreben. Diese Institutionen kämpfen dann mitsamt ihren Mitgliedern und Anhänger_Innen oder Verbündeten für konkrete Modifikationen in der Politik. Zum anderen kann sich politische Beteiligung aber auch in Form von politischem Konsum und somit auch prefigurativer Politik ausdrücken. Dies bedeutet, dass einzelne Akteure sich einer Bewegung insofern anschließen, dass sie eine gewünschte Veränderung des politischen, ökonomischen oder sozialen Systems am eigenen Leibe ausleben, damit diese irgendwann in der Zukunft zu einer substanziellen Grundlage einer besseren Gesellschaft werden können. Im Zuge des grenzenlosen Kapitalismus, der unsere Gesellschaft bestimmen zu scheint, bekommen nämlich die Macht und die Verantwortung der Endverbraucher_Innn, eine immer bedeutender werdende Rolle. Durch sowohl alte, aber auch neue soziale Bewegungen mitsamt ihren Institutionalisierungen scheint sich diese ungezügelte Wirtschaftsform in einen immer sozialer und milder werdenden Kapitalismus umzuwandeln. Politisch und ethisch geprägte Konsumentenaktionen wie Aktionsbündnisse gegen bekannte Markenfirmen, die zu Boykotts – oder auch „Buykotts“ genannt – aufrufen, sind zu einer weit verbreiteten Form von politischer Beteiligung geworden. Der politische Konsum ist demnach hinter der Wahlbeteiligung die am stärksten vertretene Form von politischer Beteiligung. Man geht davon aus, dass 50% der deutschen Bevölkerung politische Konsumenten sind, das heißt, Konsumentenbürger_Innen, die die ökologischen, ökonomischen und politischen Umstände und Folgen der Produktion und Konsumierung von Waren anfechten, indem sie bürgerschaftliches Engagement mit dem eigenen Markthandeln verbinden. Der politische Konsum stellt also im Gegensatz zu organisierten Protesten oder Demonstrationen eine neue Art von politischer Partizipation dar, da er viel individueller erscheint. Den Konsumierenden ist es dabei völlig selbst überlassen, in welchem Maße und welchen Bereichen er sich engagiert. Der Vorteil für diese Art von Konsumentenbürger_Innen ist hierbei, dass man sein Markthandeln ganz flexibel und spontan gestalten kann. Das Konsumhandeln lässt sich – hat man sich einmal an den Konsumstil gewöhnt – relativ unkompliziert in den Alltag integrieren und erspart einem Zeitkosten, die man für geplante Veranstaltungen einer Institution beispielsweise aufwenden würde und lässt sich somit ohne größeren Planbedarf umsetzen (Baringhorst, 2012).
Ganz spontan und flexibel politisch aktiv werden
Auch aus den geführten Interviews konnten wir immer wieder raushören, dass es unter anderem an der Ungezwungenheit bei der Umsetzung liegt, sich einer solchen Bewegung wie der Zero-Waste Bewegung anzuschließen, wie man in diesem Zitat gut erkennen kann:
„Anfangs war es zwar schwierig auf alles zu achten, […], aber nach vielen Gesprächen mit Gleichgesinnten oder aber auch einfach nach der Erfahrung, die man dann halt selbst gemacht hat, freue ich mich eigentlich immer darauf, einkaufen zu gehen und dabei zu wissen, dass es halt echt was Gutes ist und ich zumindest weiß, dass ich diese Umweltverpestung nicht tatkräftig unterstütze oder auch halt aktiv was dagegen tue.“ (Interview 4 19.09.2017: Zero Waste).
Besonders ansprechend ist auch, dass man sich jederzeit ganz spontan an nahezu jedem Ort politisch partizipieren kann. Es bedarf an keiner Vermittlung, die einem den Zugang zu dem gewünschten Engagement näherbringt. Heutzutage braucht man kaum mehr, als den Zugang zu sozialen Netzwerken im Internet, um sich Informationen zu der gewünschten Thematik, in diesem Fall Zero-Waste, zu beschaffen. Sowohl die Interviewten, als auch die Mitglieder unserer Forschungsgruppe, haben sich Informationen zur Umsetzung eines nachhaltigeren Lebens überwiegend über Blogeinträgen oder aber über Facebook-Gruppen angeeignet.
Sind Zero Waste Aktivisten wirklich immer interessiert an politischer Partizipation?
Die Beweggründe, sich einer solchen Bewegung anzuschließen und somit durch das Konsumieren politisch aktiv zu werden, können jedoch recht unterschiedlich aussehen. Während es den meisten Anhänger_Innen, so wie auch unseren Interviewpartner_Innen, primär um die verheerenden Umstände in der Umweltpolitik geht und sie mitsamt ihrem nachhaltigen Konsumverhalten einen besseren Erhalt der Natur anstreben, fokussieren sich einige Konsument_Innen auch auf den Aspekt der eigenen Gesundheit, auf die das Zero Waste Leben dem subjektivem Empfinden nach Einfluss zu haben scheint. Laut einer Interviewten sind nach der Umstellung auf den Zero Waste Lebensstil einige Allergien und gar Hauterkrankungen zurückgegangen, da diese sich weniger Schadstoffen oder „harten Chemikalien“ aussetzt. Besonders aber die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll wird immer wieder als ein bedeutsamer Grund genannt, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Allerdings zeichnet sich auch gelegentlich ab, dass einige ihre Motivation aus sogenannten Life-Style Gründen beziehen, das heißt, dass sie wegen des Lebensstils an sich, dieser Bewegung folgen. Damit einher geht beispielsweise auch der Minimalismus, bei dem es allgemein um die Beschränkung der wesentlichen und tatsächlich Nötigen Dinge im Leben geht. Die meisten Befragten würden sich alle als Minimalist_Innen bezeichnen, da sie diesen Lebensstil als eine bessere Alternative zur kapitalistischen Konsumgesellschaft sehen. Sie fühlen sich dadurch leichter, unbeschwerter und freier und haben so erst das Gefühl, sich selbst richtig kennenzulernen ohne unter dem ständigen Einfluss von überflüssigen Luxusgütern zu stehen. Zudem sind viele Zero-Waste Anhänger_Innen Vegetarier_Innen oder auch Veganer_Innen, da es einerseits wenig unverpackte tierische Produkte im Handel gibt, sie andererseits aber auch aus der reinen Überzeugung diese Lebensweise leben. Es geht also vielen dabei sowohl um einen gewünschten Wandel in der Gesellschaft als auch um die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse. Wenn es den Verbraucher_Innen bei diesem Lebensstil ausschließlich um die eigene Person geht, stellt sich jedoch die Frage, inwiefern das dann noch als politische Beteiligung angesehen werden kann. In unserer Befragung gab es allerdings niemanden, dessen Motivation nicht mit einer gewünschten Veränderung des politischen Systems einherging. Somit lassen sich aus unserer Stichprobe alle als politische Konsument_Innen bezeichnen.
Umweltverschmutzung kommt hier nicht in die Tüte
Wirtschaftswissenschaftliche Befunde haben erwiesen, dass es Verbraucher_Innen im Allgemeinen beim Konsum immer mehr um die Moral und das Gemeinwohl der Gesellschaft geht. Die fortschreitende Globalisierung, die es einem ermöglicht, sich immer einfacher Informationen zu einem bestimmten Sachverhalt zu beschaffen aber auch die Bildungschancen, die viel höher sind, als es in der Vergangenheit noch der Fall war, verändern die Werte und Weltanschauungen der Einzelnen zunehmend. Politische Konsument_Innen beeinflussen somit den Markt im Einzelnen. Es gibt also kein soziales Kollektiv, welches die gleichen Interessen, Lebenslagen und Lebensbedingungen der Akteure aufweist. Genau aus diesem Grund, sind politische Konsument_Innen in der Gesellschaft enorm schwer als solche zu identifizieren und repräsentieren. Demzufolge kann allein die politische Beteiligung in Form von politischem Konsum die Marktregulierung durch politische Entscheidungen nicht ersetzen. In vielen Bereichen wäre prefigurative Politik also gar nicht tragbar beziehungsweise würde es keine großen Veränderungen herbeiführen. Daher sollten sich der Staat und die Verbraucherpolitik hierbei keineswegs gänzlich aus der Verantwortung ziehen (Baringhort, 2012). Um beispielsweise den Plastikverbrauch in Deutschland einzudämmen, wurde eine Vereinbarung zwischen der Regierung und vielen großen Handelsunternehmen getroffen, die besagt, dass ab Juli 2016 eine Gebühr auf Plastiktüten fällig wird. Das Europaparlament hatte vorher entschieden, dass die einzelnen EU-Staaten Plastiktüten besteuern oder gar verbieten dürfen. Bis 2016 verbrauchte jede_r deutsche Einwohner_In im Schnitt 71 Plastiktüten im Jahr. Durch das neue Abkommen soll dieser Verbrauch in Zukunft rapide sinken (Die Bundesregierung, 2016).
In Irland beispielsweise hat sich die Nutzung von Plastiktüten drastisch verändert, nachdem eine Gebühr von 44 Cent je Plastiktüte erhoben wurde. Während die Einwohner_Innen Irlands pro Kopf in früheren Jahren noch 328 Plastiktüten verbrauchten, waren es im Jahre 2010, viele Jahre nach der Verabschiedung des Gesetztes, lediglich noch 18 Tüten pro Kopf. Irland gehört somit zu den EU-Ländern mit dem geringsten Plastiktütenverbrauch (Umweltbundesamt, 2013).
http://berlintuetwas.de/massnahmen-zur-reduzierung-des plastiktu%CC%88tenverbrauches/
Diese Tabelle/Graphik zeigt den stark reduzierten Verbrauch von Plastiktüten nach der Einführung einer Gebühr auf solche. Das Beispiel von Irland zeigt also, dass lediglich eine staatliche Regulierung zu einer enormen Verbesserung der ökologischen Umstände führen kann. Zwar ist Prefiguration eine sinnvolle Art und Weise im Einzelnen kleine Schritte im Blick auf verbesserte Zustände in der Gesellschaft zu gehen, jedoch können größere Veränderung erst gemacht werden, wenn die Politik Sanktionen verhängt, die im Extremfall sogar den Verkauf von Plastiktüten verbieten könnten.
Das Selbstexperiment als innovative methodische Vorgehensweise
Für unsere Forschung führten wir im Zeitraum von August bis September 2017 vier Interviews mit Menschen, die Zero Waste praktizieren. Da es schwierig war geeignete Interviewpartner_Innen in unserer näheren Umgebung zu finden, führten wir zwei Telefoninterviews, ein Skype-Interview und ein persönliches Interview. Drei unserer Interviewpartner_Innen praktizieren aktuell selbst Zero Waste, allerdings seit unterschiedlicher Dauer. Für uns war es dabei wichtig zu erfahren, wie die Personen dazu gekommen sind Zero Waste zu leben, wie die Umsetzung bei ihnen aussieht und aus welcher Überzeugung sie diesen Lebensstil verfolgen. Die andere Interviewpartnerin führt einen Unverpacktladen und hat somit regen Kontakt mit Menschen, die auf Müll verzichten, sie selbst versucht auch möglichst Müll frei zu leben. Für uns war es dabei wichtig zu erfahren, wie die Personen dazu gekommen sind, Zero Waste zu leben, wie die Umsetzung bei ihnen aussieht und aus welcher Überzeugung sie diesen Lebensstil verfolgen.
Die Methode „action research“ stellt einen Zyklus aus Datengewinnung im Feld dar, es werden Auswertungen durch den_die Forschende_n vorgenommen und die daraus folgenden Erkenntnisse im Feld angewendet. Die Erweiterung dieser Methode nennt sich „participatory action research“ und will den Forschungsgegenstand mehr einbeziehen. Sie beinhaltet eine forschende Zusammenarbeit von Wissenschaftler_Innen und Praxisvertreter_Innen, was zu einer gemeinsamen Gestaltung führt. Die Ziele dabei sind die Veränderung der sozialen Wirklichkeit anhand von Einblicken in die Lebenspraxis und Einsichten und Erkenntnisse auf beiden Seiten. Bei dieser Methode gibt es keinen festen Forschungsstil, es ist aber eine Gegenstandsangemessenheit gefordert. (Bergold, Thomas, 2012) Voraussetzung für die partizipative Forschung ist ein sicherer Raum, da eine große persönliche Offenheit von den Teilnehmern verlangt wird. Ziel ist es daher, einen symbolischen Raum zu schaffen, in dem die Teilnehmenden sich gegenseitig vertrauen und ein ehrlicher, kommunikativer Austausch stattfinden kann. Dadurch wird der Verlust von wichtigen Daten durch gefälschte Antworten verhindert. Wichtig für eine erfolgreiche PAR Forschung ist ein Vertrauensverhältnis und Empathie zwischen den Forschenden sowie eine reflektierte Subjektivität. Ein weiterer besonderer Aspekt dieser Forschungsmethode ist die Bedeutung von Reflektion, die Erkenntnismöglichkeit der einzelnen Subjekte ist geprägt durch die persönliche und soziale Biographie und die Position im sozialen Raum. Die Offenlegung seiner eigenen Erkenntnisperspektiven und die Reflexion und Selbstreflexion in Bezug auf die Forschungssituation und den Forschungsprozess sind für die PAR Methode wichtig (Montero, 2000).
Für unsere Forschung haben wir uns entschieden, noch einen Schritt weiter zu gehen und nicht nur, wie bei der PAR Methode, das Handeln anderer Menschen zu erforschen, sondern ein Selbstexperiment zu starten und so Forscherin und Erforschte zugleich zu werden. Dabei handelt es sich insofern um eine Weiterentwicklung von PAR, das wir nicht nur in sehr bestimmten kollektiven Aktionen teilhaben und dabei durch andere lernen: Vielmehr haben wir von verschiedenen Personen gelernt und auf Basis des von uns angeeigneten Wissens unsere alltägliche Handlungsweise grundlegend verändert. Für das Selbstexperiment haben wir einen Zeitraum von 6 Wochen festgelegt, in dem wir komplett auf Abfälle und Müll verzichten wollten. Wir haben verschiedene Fragebögen für uns selbst entwickelt, die wir täglich, wöchentlich oder am Ende des Experiments ausgefüllt und unsere Ergebnisse miteinander verglichen haben. Wir waren auch während der gesamten Zeit im regen Austausch über unsere Erfahrungen und die Herausforderungen, die jede einzelne von uns gesehen hat. Diese Situation zeigt nochmal die Besonderheit unserer Forschungsmethode. Da wir sowohl Forscherin als auch Erforschte waren, war die Reflexion und Selbstreflexion während und nach dem Experiment von großer Bedeutung für unser Forschungsergebnis. Das macht auch den Unterschied zu bisherigen Forschungsmethoden, wie teilnehmender Beobachtung und qualitativen Interviews, aus. Wir haben unser Thema nicht nur durch andere erfahren, sondern waren selbst Teil von dem Lebensstil Zero Waste und waren durch das eigene Erleben viel näher an dem Thema. Einer der wichtigsten Gründe, warum wir uns für das Selbstexperiment entschieden haben war, dass wir uns erhofften an Informationen zu gelangen, die man durch bloßes beobachten oder durch Erzählungen nicht generieren kann. Dadurch, dass wir gezwungen waren uns 6 Wochen lang täglich mit dem Thema zu beschäftigen und uns auch in der Vorbereitung darauf schon stark mit dem Thema auseinanderzusetzen, konnten wir eine viel intensivere Bindung dazu aufbauen, als es mit einer anderen Forschungsmethode möglich gewesen wäre. Unser Wissen über die Umsetzung von Zero Waste im Alltag stammen somit aus erster Hand und sind nicht durch Missverständnisse oder fehlerhafter Aussagen verfälscht. Deshalb sind wir von dieser innovativen Forschungsmethode überzeugt.
Die Phasen des Selbstexperiments – wie lebt man eigentlich Zero Waste?
Fragen über Fragen
In der ersten Phase unseres Selbstexperiments, galt es zunächst, so viel Wissen zu dem Thema Zero Waste zu generieren wie möglich. Da keine von uns sich bis zu diesem Zeitpunkt intensiver mit diesem Bereich des politischen Konsums auseinandergesetzt hatte, führten wir eine ausführliche Diskussion über unsere verschiedenen Vorstellungen eines Zero Waste Lebens. Die einfachsten Dinge stellten wir plötzlich in Frage: Was zählt als Abfall und was nicht? Können wir noch Klopapier verwenden? Wie kaufen wir Gewürze? Wo bewahren wir all unsere Lebensmittel auf? Nur in Gläsern? Oder sind Plastikboxen, die wir schon besitzen in Ordnung? Müssen wir nun alles selbst herstellen? Wie verwertet man Abfälle? Gibt es jetzt nur noch Gemüse vom Markt für uns? All diese Fragen sollten sich im Laufe der Zeit klären, doch bis dahin lag noch ein mühseliger Weg vor uns. Unser Freundeskreis wurde zunehmend in diese Diskussion eingebunden und es entstand ein Wirr aus Ansichten und Definitionen, die uns nur mehr verunsicherten.
Bei einem gemeinsamen Einkauf sollten Fragen aus dem Weg geräumt und der Realität ins Auge geschaut werden. Endergebnis in einem herkömmlichen Supermarkt waren ausschließlich Gemüse und Brot in unseren mitgebrachten Jutebeuteln. Wir waren geschockt, unsere bisherigen Wocheneinkäufe hatten wir nie so verpackungslastig wahrgenommen. Außerdem machten sich erste Befürchtungen breit, auf mehr Luxusgüter, wie Süßigkeiten, verzichten zu müssen als anfangs erwartet. Ein anschließender Einkauf im Unverpacktladen konnte diese jedoch aus dem Weg räumen. Unsere halb leeren Beutel wurden um Nudeln, Reis und Schokolade im Glas bereichert. Begeistert von dem Einkaufserlebnis, bei dem sich ein ganz neuer Bezug zu den Lebensmitteln aufbaut, die man kauft, stellten wir zusätzliche fest, dass auch die Kosten unser Studentinnenbudget nicht sprengte. Nachdem wir den ersten Schock der Erkenntnis darüber, wieviel Verpackung sich in unseren bisherigen Einkäufen versteckt hatte, verdaut hatten, nutzen wir sämtliche Kanäle der Informationsbeschaffung, um uns für die kommenden Wochen besser vorzubereiten. Sowohl Zeitungsartikel, Fernseh-, oder YouTube-Beiträge und Blogs als auch der persönliche Austausch mit Praktizierenden über Facebook Gruppen oder über Kontakte in unserem privaten Umfeld, halfen uns dabei sehr weiter. Vor allem die persönlichen Erfahrungsberichte gaben uns einen ersten Einblick in das Zero Waste Leben mit seinen Hindernissen und Erfolgsmomenten. Nützliche Tipps, wie das nutzen von Foodsharing Fairteilern und weiteren unverpackt Einkaufsmöglichkeiten gaben den Startschuss für unser Selbstexperiment.
Zero Erfolg mit Zero Waste?
Nachdem vermeintlich genug Wissen zum Thema Zero Waste generiert wurde, sahen wir uns mit Herausforderungen konfrontiert, die über bloßes Unwissen hinausgingen. Nach unserem ersten Einkauf im Unverpacktladen und auf dem Markt mussten wir schnell feststellen, dass das Zero Waste Leben einiger Organisation und Planung bedarf, um es in unseren bisherigen Alltag zu integrieren. Eine Taktik, um nicht jede Woche den Weg in den Unverpacktladen anzutreten ist, größere Mengen auf Vorrat einzukaufen, oder sich am Wochenende immer etwas Zeit freizuhalten.
Das Sammeln von Behältern, in denen Lebensmittel transportiert und aufbewahrt werden können, war zu diesem Zeitpunkt kein Problem mehr. Im Austausch mit anderen Praktizierenden hatten wir festgestellt, dass Glas von vielen nicht zu Abfall gezählt wird, da es wiederverwendet werden kann. Auch Papier ist weiterverwertbar und damit eine Mögliche Verpackung für uns, sollte es keine komplett verpackungsfreie Lösung geben. Mit dieser Erleichterung konnten wir einige Einkäufe also doch im herkömmlichen Supermarkt erledigen und unseren Alltag nicht komplett auf den Kopf stellen. Trotzdem waren wir nach den ersten zwei Wochen sehr ernüchtert, über unseren bisherigen „Erfolge“ im Zero Waste Leben. Wir mussten feststellen, dass wir, unserer Ansicht nach, noch immer zu viel Müll produzierten. Seien es kleine Sticker auf Obst und Gemüse, der Besuch bei den Eltern, die für ein Wochenende nicht den Kühlschrank neu ausstatten wollten, das Abendessen mit Freunden, bei dem zwar Rücksicht genommen, Müll aber auch nicht komplett vermieden wurde, oder Geschenke, die verpackt waren. Auch im Urlaub und auf Reisen mussten wir gegen unsere uns selbst auferlegten Regeln verstoßen und wurden damit das Gefühl des Scheiterns nicht los. In dieser zweiten Phase wurde uns neben dem Druck, den wir uns selbst auferlegten auch die Motivationsproblematik eines solchen Selbstexperiments klar. Zwar konnten wir alle uns mit den politischen, ökologischen und ökonomischen Hintergründen des Zero Waste Lebensstils identifizieren, jedoch waren diese Gründe nicht unsere erste Motivation das Zero Waste Leben für uns umzusetzen. Unser primärer Grund war das Selbstexperiment Zero Waste zum Zweck eines Selbstexperiments – eine künstliche Situation in die wir uns begaben, ohne persönliche Überzeugung. Andere Praktizierende, die – wie wir – scheitern, berichten von einem langfristigen Ziel, welches sie anstreben und deshalb jene Rückschläge – gerade zu Beginn des Zero Waste Lebens – nicht als Scheitern sehen. Sie haben jeden Tag aufs Neue eine eigene Motivation, die sie vorantreibt weiter zu machen, wenn auch in kleinen Schritten. Wir hingegen, gaben uns 6 Wochen, in denen wir keinen Müll produzieren wollten, ein Ziel, an dem wir nur scheitern konnten. Wir verstanden, dass in dieser begrenzten Zeit lediglich ein Anfang getan werden konnte, unser Leben auf Zero Waste umzustellen, also die ersten Schritte in ein verpackungsfreies Leben zu gehen und nicht, wie geplant von heute auf morgen Zero Waste zu leben und das dann 6 Wochen durchzuhalten.
Schritt für Schritt ohne Müll
Dem Scheitern folgte also das Lernen und wir pendelten uns in der dritten Phase ein, der Umsetzung dieser Erkenntnisse. In den uns verbleibenden Wochen wollten wir langsamer und entspannter an das Selbstexperiment rangehen. Wir beschlossen, dass es kein Scheitern ist, wenn wir einen Tag nicht vollständig auf Müll verzichten konnten und Herausforderungen, wie das Essen auswärts, der Urlaub oder der Besuch von Freunden als Ausnahmen vom verpackungsfreien Alltag zählen. Dies mag erstmal als Mogeln erscheinen, doch ein Einkauf zu Beginn des Selbstexperiments reicht nicht aus, um Zero Waste zu leben. Die Umstellung erfordert kleine Schritte, mit denen Gewohnheiten verändert werden können. Praktizierende schilderten uns nicht selten, dass sie selbst mit zwei verpackungsfreien Einkäufen im Monat anfingen und diese dann immer häufiger wurden. Dass zuerst die Ernährung umgestellt und sich das Zero Waste dann in weitere Lebensbereiche wie Kosmetik erweiterte. Dieser Lerneffekt war essentiell für den weiteren Verlauf des Selbstexperiments, da er uns das Experiment an sich von einem anderen Standpunkt wahrnehmen ließ. Hinzu kamen sämtliche qualitative Interviews, die wir als Ergänzung zum Selbstexperiment führten. Sie gaben uns die Möglichkeit, unsere Erfahrungen nicht nur untereinander, sondern auch mit anderen zu teilen und zu vergleichen, die schon über längere Zeiträume Zero Waste leben. Tipps zur Organisation von Einkäufen oder einem guten Zeitmanagement und vor allem aufmunternde, motivierende Worte, halfen uns sehr, die letzten Wochen des Selbstexperiments zufrieden zu Ende zu bringen. Mit Blick auf unsere Tagebucheinträge, Diskussionsprotokolle und Unterhaltungen in Facebook-Gruppen, stellten wir zum Abschluss des Experiments fest, dass wir zunehmend privates Interesse an den Hintergründen der Zero Waste Bewegung fanden. Im Speziellen die Tatsache, dass der Zero Waste Lebensstil das Konsumverhalten unverkennbar verändert und oft mit Minimalismus und Veganismus Hand in Hand geht, wie wir selbst in unserem Experiment feststellten. Zum Schluss blieb neben unseren eigenen kleinen Erfolgserlebnissen die durchweg positive Rückmeldung aus unserem Umfeld. Seien es unsere Freunde, die nicht alle zwei Tage den Müll rausbringen wollen und uns um unsere leeren Mülleimer beneiden, oder unsere Großeltern, die selbst lieber wieder mehr ‚Tante Emma Läden‘ hätten, in denen nicht alles von Plastik umhüllt ist.
Bewertung der Forschungsmethode
Da der innovative Forschungsansatz des Selbstexperiments als Forschungsmethode noch nicht verbreitet ist, bietet die Methodenlehre keine Bewertungskriterien, welche auf diese Methode angewendet werden könnten. Zusätzlich können auch die gängigen Gütekriterien Objektivität, Validität und Reliabilität, quantitativer Forschungsmethoden nicht auf die qualitativen angewendet werden. Jedoch lassen sich einige Kriterien zur Bewertung von anderen quantitativen Forschungsmethoden heranziehen. Zuerst die Verfahrensdokumentation, wie sie in unserem Fall durch Tagebucheinträge und Gesprächsprotokolle im Zuge des Selbstexperiments angefertigt wurden. In diesen haben wir zum einen die einzelnen Schritte des Selbstexperiments und zum anderen verschiedene Variablen wie Kosten, Gefühle, persönlichen Fortschritt und auch Rückmeldung aus dem Umfeld festgehalten. Dazu kommt die Nähe zum Gegenstand mit dem Anspruch, in einem natürlichen Umfeld zu forschen, dem wir nur gerecht werden konnten, da wir den Zero Waste Lebensstil in unseren Alltag integrieren mussten, um ihn überhaupt umsetzen zu können (Uni Mainz, 2015). Somit sind einige Vorteile, die in herkömmlichen Ansätzen, wie Interviews oder Teilnehmender Beobachtung fehlen, aus diesen, von uns generierten Daten, zu erkennen. Die Informationsbeschaffung geschieht nicht nur aus erster Hand, auch das gesamte Durchleben eines Prozesses und damit verbundene, eigene Erfahrungen geben der Forschung eine andere Qualität. Der benötigte hohe Reflexionsgrad, vor allem innerhalb der Forschungsgruppe, garantiert eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik und bietet eine andere Art von Austausch, als sie in einem Interview gegeben ist. Das Selbstexperiment lebt von einer angeregten Diskussion und dem Austausch verschiedener Ansichten, was den Forschungsgegenstand von mehreren Seiten beleuchtet. Dazu ist große Offenheit seitens der Forschenden gefragt, die sich in ein Selbstexperiment begeben, nötig.
„Die Offenheit qualitativer Methoden soll den individuellen Ausdrucksmöglichkeiten viel Spielraum geben und erzeugt so ein Datenmaterial, das sich nur schwerlich exakt wiederholen lässt. Eine mangelnde Reliabilität muss somit weniger als „Unvollkommenheit“ qualitativer Methoden verstanden werden, sondern liegt in den Charakteristika der Methoden und der Vielschichtigkeit sozialer Realitäten, d.h. im Untersuchungsgegenstand selbst, begründet“ (Stangl, 2018).
Daher muss die Forschungsmethode des Selbstexperiments auch differenziert betrachtet werden. Zum einen setzt sie einen begrenzten Zeitraum voraus, in dem die Forschung betrieben wird und erzeugt damit eine künstliche Situation mit einem stark begrenzten Setup. Zum anderen besteht ein Motivationsleck, welches eine authentische Herangehens, – und Umgangsweise mit Herausforderungen verhindert. Zuletzt ist besonders zu betonen, dass die generierten Informationen aus einem Selbstexperiment rein subjektive Erfahrungen beinhalten und jede Person unterschiedliche Erkenntnisse aus einem solchen Experiment zieht. Ergebnisse sind daher stark motivations, – und zeitabhängig. Wir möchten an dieser Stelle daher betonen, dass unsere hier dargelegten Erkenntnisse über den Zero Waste Lebensstil nur einen Bruchteil des Prozesses in ein Zero Waste Leben, nämlich den des Anfangs, exemplarisch aufzeichnen. Die von uns geführten Interviews mit langfristig Zero Waste Lebenden sind demzufolge authentischer, als unsere kurzweiligen Erfahrungen der sechs Wochen. Alle Befragten betonten demnach ihre tatsächliche Überzeugung für diesen besonderen Lebensstil. Um also gänzlich unverfälscht über das Zero Waste leben berichten oder gar in Form eines Selbstexperiments forschen zu können, ist es äußerst wichtig, wahrhafte Absichten gegenüber der Zero Waste Bewegung zu pflegen beziehungsweise diese Absichten im Voraus genau kenntlich zu machen, um keine Verfälschung des Forschungsgegenstandes zu begünstigen.
„Sich zu zwingen, […], ist falsch und bringt eigentlich dauerhaft nichts, weil man den Spaß an der Sache verliert und sich hinterher sowieso nicht mehr dranhält.“
Dieses Zitat von einem der Interviewten verdeutlicht also, wie wichtig es ist, die richtige Motivation für diese Lebensform zu haben.
In den von uns geführten Interviews mit langfristig Zero Waste Praktizierenden, sind ähnliche Erkenntnisse aufgekommen, wie auch wir sie während unseres sechs wöchigen Selbstexperiments erfahren haben.
Wie schon im Vorherigen beschrieben, gibt es unterschiedlichste Gründe sich diesem nachhaltigen Lebensstil anzunehmen und ihn schließlich umzusetzen. Bei genauer Betrachtung der geführten Interviews wird allerdings schnell deutlich: Der Schutz der Umwelt ist für die meisten ausschlaggebender Faktor. Extreme Erfahrungen und Bilder bezüglich der Umweltverschmutzung, die in aller Welt gemacht werden, regen an, sich nähere Gedanken über die Abfallentsorgung zu machen:
„Genau, wir waren auf Weltreise und wir waren im Februar diesen Jahres in Indonesien und was […] man da einfach sieht wie die Natur zugemüllt wird ja oder wie da einfach auch mit Müll umgegangen wird, dass es da gar kein System gibt wie bei uns, da gibt’s kein Pfand, da gibt’s keine Müllabfuhr, da wird alles einfach nur im Laufen fallen gelassen quasi. Eine hat uns auch erzählt: sie hat einen getroffen, einen Indonesier, und dann ging es eben darum ja auch das Thema wie die das handhaben und der hat zu ihr gesagt: „ja aber ist doch nichts einfacher als wenn ich meinen Sack Müll abends an den Strand stelle und am nächsten Tag ist er nicht mehr da“ und wo ich das gehört hab, hab ich so Gänsehaut gekriegt, weil das so krass ist ,die haben überhaupt kein Verhältnis dazu, was das Plastik und der Müll mit der Umwelt macht und mit der Natur generell“ (Interview 2 30.09.2017: Zero Waste).
Durch die immer weiter fortschreitende Verbreitung dieser Thematik in den Medien und dem größer werdenden Umweltbewusstsein in der Gesellschaft, werden dann auch Bezüge und Verknüpfungen zum eigenen Konsumverhalten hergestellt:
„Ich habe schon in den 90er Jahren den ganzen Plastikmüll an den Stränden von Indien gesehen, ohne das erstmal zu verknüpfen, woher die kamen. Ich habe mich nur so stark gewundert, dass da so viel Plastikmüll am Strand ist nach dem Monsun, obwohl die Inder ja damals kaum Plastik vertrieben oder besessen haben. Da war noch alles sehr ursprünglich und das hatte mich dann so gewundert wie die an diesen ganzen Müll kommen, bin da aber damals überhaupt nicht draufgekommen, dass das wahrscheinlich tatsächlich schon damals der Müll aus der restlichen Welt war. Da bin ich eigentlich erst so hinter gekommen, als sich hier mehr […] Bewusstsein stärkte in der Bevölkerung und auch in der Presse, im täglichen Leben, auf Facebook immer wieder darauf hingewiesen wurde, was wir eigentlich an Müll produzieren und wo das alles hingelangt ist. Da hat es bei mir so ein bisschen Klick gemacht“ (Interview 4 19.09.2017: Zero Waste).
Für die Zero-Waste Aktivist_Innen ist also klar, dass ihr eigenes Konsumverhalten Auswirkungen auf die Umweltzustände in der ganzen Welt haben können:
„Und man sagt ja immer, was am andern Ende der Welt passiert hat auf uns keine Auswirkungen, aber das stimmt ja so nicht. Also jetzt war ja erst wieder so dieser Artikel, wo es hieß: es wurde sogar Plastik in der Antarktis gefunden, das schwemmt sich ja überall hin und nur weil wir hier ein gutes Müllsystem haben, wo der Müll abgeholt wird und wo man eigentlich schon versucht es nicht auf die Straße zu schmeißen, heißt ja nicht, dass es uns deswegen nix angeht“ (Interview 2 30.09.2017: Zero Waste).
Die Zero Waste Praktizierenden streben also eine Veränderung in dem Denken der Einzelnen in der Gesellschaft an. Der Massenkonsum und die Schnelllebigkeit, die die moderne Gesellschaft prägen, werden stark kritisiert. Man wünscht sich, dass Menschen wieder anfangen, Dinge bewusster zu konsumieren und die Nähe zum tatsächlichen Produkt nicht zu verlieren:
„Man kriegt immer mehr Produkte […] nur in der eingeschweißten Form, was mich ja persönlich super, supermäßig gestört hat, weil ich ja eigentlich gerne das Lebensmittel in der Hand halten will, was ich kaufe. Ich will das anfassen, ich will das riechen, um zu wissen, was ich da für ein Produkt kaufe. Als Konsument entfernt man sich immer weiter von dem Produkt und es geht immer mehr hin zu „Fertigessen“, „Fertigprodukten“, die Leute kochen kaum noch und ich koche halt leidenschaftlich gerne und interessiere mich für alles, was da so ins Essen kommt, experimentiere gerne rum und das hat mich als Konsument halt immer gestört, dass da so eine Kluft entsteht“ (Interview 4 19.10.2017).
Allerdings gab es unter den Befragten auch Personen, die sich diesen Lebensstil aufgrund des Stils an sich, der wie bereits erläutert, eng mit dem Minimalismus, Vegetarismus und Veganismus verknüpft ist, angeeignet haben:
„..und ehm das war halt ein Bericht über Zero Waste und ich hatte auch vorher noch nie darüber gehört, genauso wenig wie Minimalismus und fand das auch irgendwie ganz faszinierend, ganz toll, dass die gute Dame, das war Bea Johnson, nur ein Glas Müll im Jahr mit ihrer Familie hatte und […] fand das irgendwie total geil, habe das noch nie gesehen in Deutschland. Habe dann auch ziemlich normal gesagt: okay das ist ja ziemlich geil, aber für mich geht das erstmal nicht, ich habe auch andere Sachen im Kopf und habe das eigentlich auch wieder abgetan“ (Interview 3 11.10.2017: Zero Waste).
Genau wie wir in unserem Selbstexperiment, haben die Interviewten Erfahrungen gemacht, die einen zurückschlagen oder enttäuschen, da sich die Umstellung des eigenen Konsumverhaltens, indem gänzlich auf Verpackungen und überflüssige Abfälle verzichtet werden soll, sich nicht unbedingt ohne Herausforderungen bewältigen lässt. Man sollte sich dabei also immer vor Augen führen, dass es Zeit braucht, eine derartige Veränderung in den Alltag zu integrieren:
„Ich glaube viele Leuten scheitern daran, weil sie ich sag mal, zu viel, zu schnell wollen und dann wird es frustrierend. Dann regt sich natürlich auch was in der Umgebung“ (Interview 3 11.10.2017: Zero Waste).
Motivierend ist es dann trotz vermeintlicher Rückschläge, zu wissen, dass man andere Menschen durch das eigene Verhalten zum Nachdenken anregen kann: „Und im Supermarkt zu sagen, ich nehm jetzt nicht die Äpfel, die eingeschweißt sind, sondern ich kauf die halt lose. Ja Leute inspirieren, Leute vielleicht bei manchen Sachen umlenken.“ (Interview 2 30.09.2017: Zero Waste).
Eine Frage, die sich viele Zero Waste Interessierte stellen, ist die nach den vermeintlich erhöhten Kosten, die auf sie zukommen könnten. Laut eines Zero Waste Praktizierenden sind „die Lebensmittel an sich, wenn man sie bio und unverpackt kauft […] schon teurer als wenn man sie beim ALDI kauft, aber das ist halt der Schwerpunkt der mir selber auch wichtig ist. Ich will gute Lebensmittel essen“ (Interview 1 30.09.2017: Zero Waste). Er gibt aber auch Entwarnung:
„Also, wer versucht Müll zu vermeiden, der versucht ja eigentlich auch weniger zu konsumieren. Also Minimalismus ist damit schon verknüpft, ich bin mit meiner gesamten Ausstattung minimalistischer geworden. Und das ist das was auch richtig Geld spart […] die ganze Lebenseinstellung hat mir viel Geld gespart“ (Interview 1 30.09.2017: Zero Waste).
Gerade im Vergleich zu Menschen, die auf gute Qualität achten und auch Markenprodukte konsumieren, aber nicht Zero Waste leben, unterscheiden sich die Kosten kaum:
„Kosten würde ich sagen, auch da hab ich jetzt […] davor nie irgendwie ein Haushaltsbuch geführt oder aufgeschrieben wie viel gebe ich für was aus, aber wenn ich mich vergleiche mit Leuten, die sagen sie kaufen ihr Fleisch nur beim Metzger ihres Vertrauens und kaufen hier und da Markenprodukte, […] ich würd sogar sagen, da bin ich bei mir in meiner Haushaltsrechnung gut, die ich jetzt seit ein paar Monaten so schon verfolge und […] da beläuft es sich auf alles, also nicht nur Lebensmittel, da lieg ich so bei 200 Euro im Monat […] vielleicht auch weniger, vielleicht so 150 pro Person. Und das finde ich vollkommen legitim für einen ganzen Monat und ich hab eher das Gefühl ich komme günstiger weg für das was ich bekomme.“ (Interview 2 30.09.2017: Zero Waste).
Auch ein möglicher hoher Aufwand, um Zero Waste einzukaufen und zu leben, schreckt potenzielle Zero Waste Interessierte oft ab. Der Zero Waste Einkauf benötigt eine genauere Planung, da Unverpacktläden nicht in jeder Stadt vorhanden sind:
„Ja wie vorher schon beschrieben, gehe ich bewusster einkaufen, also zum Beispiel im Unverpacktladen da muss ich vorbereitet sein, also der ist halt einfach ein Stück weiter weg und ich möchte natürlich nicht jede Woche dahinfahren […] Also fahr ich da, wenn es geht so alle 2 Monate mal hin und mache dann einen Großeinkauf“ (Interview 2 30.09.2017: Zero Waste).
Gerade auf dem Land kann ein Einkauf viel Zeit in Anspruch nehmen, da weitere Wege zurückzulegen sind:
„Wer jetzt nicht auf dem Land lebt wie ich und nicht gerne einkauft, für den ist das schon ein Mehraufwand […] Aber für mich nicht, ich gehe gerne einkaufen, für mich ist das ein Hobby quasi. Wieviel mehr Zeit ich da jetzt brauch kann ich gar nicht sagen., aber schon mehr Zeit“ (Interview 1 30.09.2017: Zero Waste).
Der höhere zeitliche Aufwand kann aber auch als entspannend empfunden werden. Der Einkauf wird bewusster gestaltet und erlebt werden:
„Es tut mir total gut, ich sag mal vorher an der Discounterkasse, ich war immer so gestresst, also mich hat einkaufen immer so genervt … und dann auch andauernd, ich weiß nicht wie häufig ich im DM war, weil man hatte immer so viele Produkte und Kosmetik und irgendwas war halt immer fast alle und ich war andauernd im DM, aber ich fand es schon nervig, dass es immer so voll war und die Schlangen so lang und so und ich bin ganz froh, dass einkaufen jetzt für mich echt nett und schön geworden ist, also ich bin super gerne auf dem Wochenmarkt, ich finde es total cool, dass ich fragen kann „was ist das, wie bereitet man das zu“ . Was ich auch total cool finde, total viele neue Sorten an Obst und Gemüse, die ich vorher noch nicht kannte, einfach weil es die im normalen Supermarkt nicht gibt und einfach mal fragen zu können“ (Interview 3 11.10.2017: Zero Waste).
Reaktionen aus dem Umfeld von Zero Waste Praktizierenden sind überwiegend positiv. Freunde finden die Müllvermeidung cool: „wer ist schon für mehr Müll?“ (Interview 3 11.10.2017: Zero Waste) und zeigen Interesse:
„Und die Leute die hören das dann, […] da kommt schon […]‚echt hätte ich nicht gedacht‘ und vielleicht mal ‚wie machst du das?‘, aber jetzt nicht so ‚ach kannst du mir das mal zeigen?‘ oder ‚das find ich gut das will ich auch machen‘, sondern schon so ein überraschtes Interesse, aber jetzt nicht, dass […] alle voll mitziehen. Also da merkt man schon, das ist den Leuten im Alltag zu kompliziert […]“ (Interview 2 30.09.2017: Zero Waste).
Das große Interesse von allen Seiten bestätigt einen etwas zu tun, über das andere reflektieren und gegebenenfalls eigene Schlüsse und Taten ziehen:
„Und dann sagt sie, […] jedes Mal wenn sie in der Wohnung oder im Haus was in der Hand hat, sei es Spielzeug von Kindern oder irgendwas anderes, dann muss sie immer an mich denken und fragt sich wie macht das denn die …?“ (Interview 2 30.09.2017: Zero Waste).
Manchmal gelingt es aber auch das eigene Umfeld zu mehr als nur zum Nachdenken anzuregen:
„meine Eltern […] haben auch angefangen Pfandflaschen zu kaufen und dann mal auf Plastik zu verzichten. Also meine Mutter ist da jetzt zwar nicht so krass geworden wie ich mit der Müllvermeidung, aber sie findet es jetzt auch gut und setzt immer mehr um“ (Interview 1 30.09.2017: Zero Waste).
Auch beim Einkauf zeigt sich bejahende Rückmeldung von Mitarbeitenden, denen beim Arbeiten regelmäßig der exzessive Plastikverbrauch vor Augen geführt wird:
„Und ab und zu, wenn ich nicht auf den Markt komme, dann hole ich auch mal Pilze und Tomaten im Supermarkt, aber dafür nehme ich dann meine eigenen Netze mit und wenn die Kassiererin dann verwirrt nach dem Etikett sucht und ich sag ne die sind nicht von ihrem Laden, die habe ich selbst mitgebracht und sie dann sagt, ich hab mich schon gewundert ich dachte wir hätten was neues, aber das ist ja super praktisch sich das einfach einzupacken und die Plastiktüte zu sparen. Dann sag ich, ja und jetzt überlegen sie sich mal wie viele Plastiktüten hier am Tag übers Band gehen und zu Hause ausgepackt werden und im Müll landen. Und auch auf dem Markt bekomme ich oft die Rückmeldung, dass die Netze ja voll praktisch sind und ich sag dann ja und es ist auch gar nicht viel Aufwand sich die zu besorgen. Und man kommt ins Gespräch und das ist dann sehr nett und ja es kommen schöne Momente zusammen“ (Interview 2 30.09.2017: Zero Waste).
Hier fällt auf, dass kleinere Bioläden, Marktstände und Einzelhändler die nötigen Anlaufstellen für Zero Waste Lebende bieten. Große Supermarktketten werden individuellen Wünschen und Ansprüchen nicht gerecht, können ihr Sortiment nicht ohne Weiteres anpassen:
„[…] also die Biomärkte sind da recht kooperativ, weil also im großen Supermarkt ist man da als ein Kunde ja irgendwie nichts, aber im Biomarkt kennen die mich alle, da bin ich der Junge der auf Plastiktüten verzichtet und grüßen mich da alle. […] Und neulich war ich auf dem Markt um Pilze zu holen und hab dann meine Baumwollbeutel denen gegeben, damit sie mir die Pilze da reintun anstatt in eine Papiertüte, wo sie die sonst immer reintun und […] da hat sie mir dann […] eine Zwiebel gegeben die sie mir dann geschenkt hat, weil sie meinte ich habe ja eine Tüte gespart“ (Interview 1 30.09.2017: Zero Waste).
Neben solchen positiven Reaktionen, gibt es jedoch auch Momente, die unangenehm sind oder verletzten. Nicht selten entsteht aus einer einfachen Diskussion ein kleiner Streit, weil sich eine Person angegriffen fühlt in ihrem Habitus:
„Wenn ich dann bei meiner Mutter war und die einkaufen war, dass ich dann gesagt habe ‚also muss das denn jetzt sein‘ und meiner Mutter war das peinlich zum Beispiel. Wir waren an der Supermarktkasse und sie halt wie immer, so unter der Kasse liegen ja die Tüten, auf das Kassenband legt und ich die dann zurück stopfe und hinter uns ist halt die Schlange und vor uns sind halt die Kassierer und die sehen das und ich sage ‚Hey Mama, ich habe Stoffbeutel eingesteckt‘ und auch vorher schon beim Obst und Gemüse ‚Ey muss das sein mit den Plastiktüten‘. Ihr war es dann an diesem Punkt unangenehm, aber ich sag mal es ist halt auch irgendwie nicht so eine große Sache, das fängt dann an mit Geschenken usw. und ich glaube man muss den Leuten auch Zeit lassen“ (Interview 3 11.10.2017: Zero Waste).
„Zeit lassen“ ist ein wichtiges Stichwort. Die Zero Waste Lebenden haben sich schließlich auch nicht von heute auf morgen dazu entschlossen, ihre Küche oder ihr Bad auszuräumen und komplett neu auszustatten, sondern einen Prozess vollzogen, der schrittweise in ein Zero Waste Leben geführt hat. Im Umgang mit Freunden und Familie ist daher viel Geduld gefragt und es lohnt sich „gemeinsam nach Alternativen zu schauen […] mit der Zeit färbt das auch einfach ein bisschen ab“, denn „die Leute brauchen auch Zeit, sich darauf einzustellen“ (Interview 3 11.10.2017: Zero Waste), genau wie man selbst auch. Sollte dennoch ein schmerzender Kommentar wie „Ja wenn du meinst du kannst damit die Welt verändern, dann mach halt“ kommen, so empfanden wir folgende Argumentation einer Interviewten in Hinblick auf politischen Konsum und der Intention aus eigenem Handeln einen Wandel entstehen zu lassen, sehr zufriedenstellend:
„Das war für mich schwierig, weil so Leute, […] die glauben dann man kann nicht die Welt verändern oder ein Einzelner kann nicht die Welt verändern. Aber wenn man mal in die Geschichte guckt, Mutter Theresa, Mahatma Gandhi oder dieser Spruch vom Dalai Lama: wer meint er kann allein die Welt nicht verändern, der hat noch nie das Schlafzimmer mit einer einzelnen Mücke geteilt. Der Spruch hat mich schon die letzten Wochen sehr fasziniert und auch motiviert. Und ich weiß auch wofür ich das tue, weil allein durch mein Vorbild und dass ich das tue ist das bei mir präsent es kommt immer wieder wegen irgendwas ins Gespräch […]. Und allein durch das strahlt man ja was aus und gibt was weiter. Und ich glaub schon, dass das zum Nachdenken anregt, zwar nicht unbedingt überzeugend oder längerfristig, aber es reicht ja schon wenn die Leute ein bisschen sagen ‚okay interessant, inspiriert mich‘ weil alles was man liest oder sieht irgendwo hinterlässt ja Spuren und wenn das viele Einzelne machen dann ist es eben doch sinnvoll“ (Interview 2 30.09.2017: Zero Waste).
Ausblick – Wie geht es nach dem Experiment weiter?
Zero Waste hat auch nach dem Selbstexperiment Spuren bei uns hinterlassen. Als die 6 Wochen vorbei waren, haben wir wieder im normalen Supermarkt eingekauft. Unser Konsumverhalten hat sich trotzdem nachhaltig verändert. Wir achten weiterhin darauf unnötigen Müll zu vermeiden und beispielsweise Obst und Gemüse nicht in Plastiktüten einzupacken und Produkte zu wählen, die möglichst wenig oder zumindest nicht in Plastik eingepackt sind. Da wir weder vegetarisch, noch vegan leben, lassen sich aber bei manchen Produkten Abfälle nur schwer vermeiden. Lebensmittel, wie Nudeln, Reis, Müsli und Süßigkeiten, kaufen wir häufig noch im Unverpacktladen. Auch in anderen Bereichen hat sich unsere Wahrnehmung im Alltag verändert und uns fällt auf, wie oft wir als Privatpersonen Müll produzieren, der sich vermeiden lässt. Demnach hat das Selbstexperiment unseren Lebensstil dauerhaft beeinflusst und war nicht nur ein oberflächlicher Einblick in das Thema Zero Waste. Uns ist erst mit näherer Beschäftigung mit dem Thema und vor allem während des Experiments aufgefallen, wie viel Müll wir und unser Umfeld eigentlich produzieren. Dadurch sind wir sensibler für dieses Thema geworden und sprechen auch oft mit den Menschen in unserer Umgebung darüber. Von einigen haben wir gehört, dass sie beim Einkaufen auch versucht haben, überflüssige Verpackungen zu vermeiden und versuchen weniger Abfälle zu produzieren.
Die Kosten für die Produkte aus dem Unverpacktladen waren verhältnismäßig etwas teurer, als die Produkte aus einem normalen Supermarkt. Wir haben diese höheren Kosten aber nicht als besonders gravierend empfunden und halten diese Produkte für erschwinglich. Frische Produkte haben wir teilweise weiterhin im Supermarkt, nur ohne Plastikbeutel oder auf dem Markt gekauft. Daher waren die Kosten für die Lebensmittel, die wir konsumiert haben nur geringfügig höher und stellten somit kein Problem dar. Ein Nachteil war allerdings, dass es in unserer Stadt keinen Unverpacktladen gibt und unsere Einkäufe so einer längeren Planung bedurften. Wir haben versucht uns für eine oder mehrere Wochen mit Lebensmitteln einzudecken, damit wir den Weg nicht mehrmals wöchentlich auf uns nehmen mussten. Es war für uns demnach auch ein höherer zeitlicher Aufwand, da wir für viele Produkte nicht „mal eben“ in dem Supermarkt nebenan gehen konnte. Mit präziser Planung, waren aber auch diese Herausforderungen gut zu meistern. So besuchen wir auch nach dem Experiment noch regelmäßig den Unverpacktladen, weil wir einen guten Weg gefunden haben, es in unseren Alltag zu integrieren.
Zusammenfassend lässt sich über das Selbstexperiment als innovative Forschungsmethode sagen, dass es einen äußerst interessanten und adäquaten Ansatz darstellt, über einen gewissen Sachverhalt zu forschen. Im Hinblick auf den Zero Waste Lebensstil konnten wir als Forschungsgruppe einen vielsichtigen Blick auf den Forschungsgegenstand werfen und haben somit diverse Erkenntnisse über das Leben als Zero Waste Aktivistinnen gewinnen können. Neben der gründlichen Planung und Organisation des Alltags, ließ sich feststellen, dass das Praktizieren dieses nachhaltigen Lebensstils, auch den Verzicht diverser Produkte und die Änderung vieler gewohnter Verhaltensweisen mit sich bringt. Zero Waste geht nach unserer Erfahrung also häufig auch mit ganz spezifischen Weltanschauungen und Ansichten einher. Die Motivation, sich einer solchen Bewegung anzuschließen, spielt bei der Umsetzung im eigenen Leben eine enorme Rolle, womit dieser Aspekt auch für die Forschung zu einem zentralen Gesichtspunkt wird. Das Selbstexperiment zeigt sich so zum einen zwar als eine wertvoll ergänzende, innovative Forschungsmethode der Participitory Action Research, zum anderen aber tritt durch die Motivationsproblematik und die künstlich erzeugte Situation eine Verzerrung der Forschungsergebnisse auf. Daher ist es enorm wichtig, über diese Aspekte vorab zu reflektieren und die diesbezüglichen Erkenntnisse nicht als allgemeingültige Auffassung zu verstehen.
Zero Waste „massenfähig“ machen, geht das?
Es stellt sich nach unserem Experiment jedoch die Frage, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, dass Personen den eigenen Lebensstil wirklich völlig umkrempeln? Aus den geführten Interviews sowie aufgrund unserer gemachten Erfahrungen, ist eine der grundlegenden Faktoren hierbei, wie bereits in diesem Blogeintrag hervorgehoben, die Motivation der Menschen. Wenn man für sich selber davon überzeugt ist, mit dem was man tut, einen besseren Lebensstil zu vollziehen und den Willen hat nachhaltiger zu leben, dann verfügt man schon einmal über die notwendige Basis, eine solch umfassende Lebensveränderung überhaupt langfristig durchzuziehen. Allerdings haben auch wir nach anfänglicher Euphorie für das Thema festgestellt, dass sich die normalen Lebensgewohnheiten nicht einfach mal so von heute auf morgen umstellen lassen, sondern dass es ein Prozess ist, der Schritt für Schritt erfolgen muss. Weniger Müll zu produzieren und Verschwendung entgegenzuwirken, klingt auf den ersten Blick ja eigentlich nach einem Ziel, wonach im Grunde alle Menschen streben wollen. Wir zumindest haben in Gesprächen mit unserem Umfeld von keinem gehört, dass er absichtlich so viel Müll wie möglich produzieren möchte. Also muss es andere Gründe geben wieso nun nicht viel mehr Menschen versuchen Zero Waste zu leben. Es stellt sich also weiterhin die Frage, wie stark darf die Veränderung sein und wie sehr darf sie vom gewohnten Lebensstil abweichen? Wir haben festgestellt, dass unsere Interviewpartner ihr komplettes normales Einkaufsverhalten umgestellt haben, indem Sie sich neu organisiert und nach alternativen gesucht haben, um Müll zu vermeiden. Im Supermarkt um die Ecke einkaufen, ist aus dem Leben unserer Interviewpartner, fast völlig verschwunden. Das Leben der meisten Menschen ist allerdings heutzutage darauf ausgerichtet, schnell und unkompliziert an alle Dinge zu gelangen, die man benötigt (oder eben auch nicht). Wie kann man Zero Waste „Massenfähig“ machen und auch die Leute erreichen, die es eigentlich ebenfalls gut finden würden nachhaltiger zu leben, aber daran scheitern ihre Gewohnheiten, aus unterschiedlichsten Gründen, völlig umzukrempeln? Unverpackt Läden sind hierzu eine schöne Alternative, da man dort alle möglichen haltbaren Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Mehl etc. sowie einige frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Eier ohne Verpackungen bekommt zudem gibt es oft auch Shampoo, Seife oder Waschmittel. Allerdings sind diese Unverpackt Läden noch relativ selten vorhanden, sodass diese nicht für jeden zu erreichen sind oder es einer größeren Planung benötigt. Daher wäre es zum einen eine tolle Entwicklung, wenn in Zukunft mehr Unverpackt Läden existieren würden oder aber, weil die Mehrheit der Menschen gewohnt ist, in Supermärkten einzukaufen, wenn es zum Beispiel auch Unverpackt-Bereiche im Supermarkt geben würde. Auch vegane, laktosefreie, glutenfreie Bereiche sind mittlerweile schon in den meisten Supermärkten angekommen. Für Interessierte möchten wir an dieser Stelle auf Unverpackt Läden im Umkreis von Bochum hinweisen.
-Füllbar – verpackungsfrei einkaufen (Witten) https://www.fuellbar-witten.de/
Glücklich unverpackt (Essen) https://www.facebook.com/gluecklichunverpackt/
-Veggihaus (Bochum – unverpackt Bereich) https://veggihaus.abo-kiste.com/
Aus unserem Experiment haben wir zudem gelernt, das aller Anfang für eine Veränderung zu aller erst damit anfängt ein Gespür und Sensibilität für das Thema zu bekommen. Wir haben erst in der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema gemerkt, in welchen Bereich überall Müll anfällt und wie viel es tatsächlich ist. Vorher im Alltag lief das alles nämlich ganz selbstverständlich ab und wurde nicht groß beachtet. Daher geht unser Appell im ersten Schritt vor allem an die Sensibilisierung der Menschen für das Thema Müll. Zum Beispiel ist in München eine Kampagne in Planung, die der Becherflut von Coffee to go Behältern entgegen wirken soll. Der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) möchte mit vier Meter hohen Bechern, welche an mehreren beliebten Standorten in München aufgestellt werden, die Münchener für das Thema sensibilisieren. Das Fassungsvermögen der vier Meter hohen Becher entspricht dabei den täglich rund 190.000 verbrauchten Coffee to go Bechern in München. Damit soll in Zukunft die Zahl der Einwegbecher verringert und stattdessen auf Mehrwegbecher gesetzt werden (Portal München Betriebs-GmbH & Co. KG, 22.5.2017, www.münchen.de). Sensibilisierung und Aufzeigen von Alternativen ist ein elementarer Faktor um Veränderungen zu bewirken, findet auch eine_r unserer Interviewpartner_Innen:
„[…] dass ich es keinem auf die Nase drücken will. […] Ich find‘s gut und man lernt auch, nur deswegen muss es nicht jeder andere gut finden. Aber auch den anderen zu zeigen, dass es auch anders geht. Nicht zu sagen, das ist völlig unmöglich, sondern zu sagen probier‘s doch einfach. […] Ja, Leute inspirieren“ (Interview 2, 30.09.2017: Zero Waste).
Des Weiteren geht es dann darum, Dinge zu verändern, die für jeden leicht umzusetzen sind, um so eine große Wirkung zu erzielen. Zum einen wäre da das Plastiktüten-Verbot, dass also beim Einkaufen keine Plastiktüten hängen, dafür aber Mehrwegtaschen oder beim Obst und Gemüse wiederverwertbare Stoffsäckchen, wie es schon in manchen Märkten üblich ist. Unterstützt von Awareness Kampagnen, würde es für die Menschen auf lange Sicht auch selbstverständlich werden, diese zu benutzen. In Deutschland sieht man durch solche Regelungen und Bezahlpflicht für Plastiktüten schon erste Erfolge. Laut der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung verringerte sich 2016 der Tütenverbrauch im Vergleich zum Vorjahr dadurch um zwei Milliarden Stück auf 3,7 Milliarden Tüten. (Handelsverband Deutschland 2017). Einen weiteren Punkt wo noch Handlungsbedarf besteht, spricht eine_r unserer Interviewpartner_Innen an:
„[…] wenn halt verpackte Produkte einfach mehr besteuert oder teurer wären, als unverpackte. […]. Denn jetzt kosten Paprikatüten weniger als lose Paprika was ich einfach hirnrissig und unfair finde […]“ (Interview 1, 30.09.2017: Zero Waste).
Des Weiteren schwingt aus allen Interviews eine Welle aus Unverständnis mit, dass trotz lauter Umweltschutzdebatten, nachhaltige Lösungen immer noch so schwierig umzusetzen sind bzw. Steine in den Weg gelegt werden.
„Was meine Wünsche sind, vor allem an die Politik wäre, dass man das mehr unterstützt solche Sachen, dass man das mehr fördert […] wo ich mir denke, wenn ich da was Gutes tun will, warum kann es nicht günstiger sein, also wieso kann es nicht prämiert werden. Wieso ist Umweltschutz so klein geschrieben in der Politik und in der Gesellschaft generell?“ (Interview 2, 30.09.2017: Zero Waste).
Weiterhin stellt ein_r andere_r Interviewte_r fest:
„[…] auch das Wirtschaftssystem, kann man sich auch mal fragen, wieso es profitabler ist, auszubeuten, aber Gutes zu tun und nachhaltig zu handeln, nicht profitabel ist und ganz schwer, sich aufrecht erhalten lässt“ (Interview 3, 11.10.2017: Zero Waste).
Unsere Untersuchungen zeigen daher, es ist gibt noch viel Handlungsbedarf, den Müllverbrauch unserer Welt zu reduzieren, aber Zero Waste als soziale Bewegung eröffnet hier den Weg, Alternativen aufzuzeigen und dazu zu inspirieren, eigenes Konsumverhalten zu überdenken. Ganz nach dem Motto „Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.“ (Mahatma Ghandi)
Nachfolgend finden Sie einige Links zum Thema Zero Waste:
Blogs:
- http://wastelandrebel.com/de/
- https://www.zerowastefamilie.de/Blog.htm
- http://www.zerowastelifestyle.de
Youtube Kanäle:
- Zero Waste Home
- Trash is for Tossers
Bücher:
- Zero Waste Weniger Müll ist das neue Grün von Shia Su
- Zero Waste Home – Glücklich leben ohne Müll! Von Bea Johnson
- Ein Leben ohne Müll Mein Weg mit Zero Waste. Mit umfassendem Know-how zur Müllvermeidung von Olga Witt
Facebook Gruppen:
- Zero Waste Deutschland
- Journey to Zero-Waste
Ein Beitrag von Sophia Blank, Leonie Staab, Ines Tebrügge und Zoi Tsolpidis
Literaturverzeichnis
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City of Vancouver 2018: Greenest City Action Plan http://vancouver.ca/green-vancouver/greenest-city-action-plan.aspx (17.01.2018)
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Yates, Luke (2015): Rethinking prefiguration: Alternatives, Micropolitics and Goals in Social Movements
Bilderverzeichnis:
– https://pixabay.com/de/m%C3%BCll-m%C3%BCllcontainer-abfall-2729608/
– https://pixabay.com/de/getr%C3%A4nkebecher-becher-plastikbecher-2147902/
– https://pixabay.com/de/green-gras-prato-echo-%C3%B6kologisch-1968590/
– https://pixabay.com/de/gew%C3%BCrze-regal-krug-k%C3%BCche-kochen-2482278/
– https://pixabay.com/de/supermarkt-k%C3%BChlschrank-produkte-949912/
Ich finde das Thema und den Beitrag zu dem Thema super spannend und kann mir gut vorstellen, dass gerade zu Beginn komplett auf Müll zu verzichten total schwierig ist. Das wurde in dem Beitrag ja auch deutlich gemacht. Ich hätte es spannend gefunden noch zu erfahren, wieso die Autorinnen sich genau für diesen Lebensstil entschieden haben. Generell finde ich den Eintrag zu lang. Meiner Meinung nach hätte das Kapitel mit dem Selbstexperiment durchaus etwas länger sein können und detailreicher, während bei anderen Abschnitten weniger gereicht hätte. Insgesamt aber ein spannendes Thema.
Themen wie Umweltverschmutzung und die zu hohe Müllproduktion sind nicht nur für die gegenwärtige Gesellschaft wichtige Aspekte. Auch um die Lebensqualität zukünftiger Generationen zu verbessern ist das Überdenken der aktuellen Konsum- und Verbrauchsverhältnisse ein grundlegender Schritt. Dieser Beitrag verdeutlicht zum einen gut die historische Entwicklung von der Selbstversorgung hin zur aktuellen Wegwerfmentalität und bietet zum anderen mit der Zero Waste-Bewegung einen Ansatzpunkt eben jener Wegwerfmentalität entgegenzuwirken.
Besonders deutlich wird dabei, dass es sich beim Zero Waste nicht nur um ein bürgerliches Engagement handelt, das mit zunehmenden Wachstum auch auf politischer Ebene Einfluss nimmt, sondern auch um eine persönliche und individuelle Lebenseinstellung. Engagement lässt sich demnach nicht nur für eine übergeordnete und gesamtgesellschaftliche Stufe als wichtig und prägend festhalten, sondern zeigt sich auch für die eigene bzw. persönliche Haltung als wichtiger Erfahrungspool.